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SOS
ARSEN VERGIFTUNG IN BANGLADESH. DIE ÄRMSTE BEVÖLKERUNG DER WELT
, LEIDET AN ARSEN VERGIFTUNG DES TRINKWASSER'S |
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Die Volksrepublik Bangladesh, mit 147.570 qkm etwa halb so groß wie Italien, erstreckt sich vom 88. bis zum 93. östlichen Längengrad und vom 21. bis zum 27. nördlichen Breitengrad. An seinen breitesten Stellen dehnt sich das Land 450 km von Osten nach Westen und 540 km von Norden nach Süden aus. Bis auf eine kurze Grenze mit Myanmar (Burma) im Südosten des Landes ist Bangladesh von der Indischen Union umgeben. Im Westen und Norden grenzt es an den Unionsstaat Westbengalen. Im Nordosten grenzt es an Assam und Meghalaya und im Osten an Tripura und Mizoram. Im Süden liegt der Golf von Bengalen.
Bangladesh nimmt die östlichen zwei Drittel Bengalens ein. Fast neun Zehntel seiner Fläche werden geprägt von dem größten Flußdelta der Welt. Mit 60.000 qkm ist es doppelt so groß wie das Delta des Mississippi und dreimal so groß wie das des Nil. 230 Flüsse mit unzähligen Nebenarmen und Seitenkanälen und einer Gesamtlänge von 24.000 km bilden dieses Flußsystem, das in den Golf von Bengalen mündet. Die meisten Flüsse sind Ableger von den drei großen Flüssen, Brahmaputra (Yamuna), Ganges (Padma) und Meghna, die zusammen 85 Prozent der Wassermassen führen. Das Delta bildet ein Labyrinth aus Wasserstraßen, Seen, Sümpfen und den Chars genannten Schwemmlandinseln, das ständig sein Gesicht wandelt, da die Flüsse in den weichen Sedimentböden häufig ihren Verlauf ändern. Diese Deltaebene, die sich selten mehr als 5 m über den Meeresspiegel erhebt, wird regelmäßig während der sommerlichen Regenzeit von Hochwassern überschwemmt. 30 bis 80 Prozent des Landes stehen dann unter Wasser. Zwar leben die Menschen angepaßt an diesen natürlichen Rhythmus, aber dennoch fordern die Fluten jährlich viele Todesopfer und zerstören Ernten und Häuser. Doch das Hochwasser bringt auch das Schwemmland, das Bangladesh zu einer der fruchtbarsten Regionen der Welt macht, so daß ein einheimisches Sprichwort sagt: "Wasser ist die Mutter unseres Landes. Es bringt Leben und nicht Tod."
An der Ost- und Nordgrenze zu Indien liegen kleine verstreute Hügelketten. Die erodierten Überreste zweier alter Flußterrassen, der Madhupur Tract im nördlichen und zentralen Teil des Landes und der Barind im Nordwesten, erreichen Höhen von bis zu 30 m. Das einzige Bergland sind die Chittagong Hill Tracts im Südosten des Landes, wo noch indigene Völker leben. Dort, an der Grenze zu Myanmar, liegen der Karnaphuli Stausee und der höchste Berg des Landes, der 1.003 m hohe Mowdok Mual. Am Fuße dieser Berge, bei Cox´s Basar, erstrecken sich lange Sandstrände.
Die wichtigsten Städte Bangladeshs sind die Hauptstadt Dhaka mit 5,4 Millionen Einwohnern, die Hafen- und Industriestädte Chittagong (1,6 Mio.) und Khulna (600.000) sowie das Zentrum der Seidenweberei, Rajshahi (325.000), an der Westgrenze zu Indien.
Zu den schwerwiegendsten Umweltproblemen des Landes gehört die Vergiftung von Grundwasser mit dem Halbmetall Arsen, von der etwa 10-20 Millionen Menschen in den Grenzregionen zu Indien betroffen sind. Obwohl hohe Konzentrationen des Giftes sofort tödlich wirken, ist der Großteil der betroffenen Menschen einer schleichenden Vergiftung ausgesetzt, die sich anfänglich durch Hautausschlag und Magenprobleme äußert. Zwar existieren über die Ursachen der Kontaminierung unterschiedliche Angaben, fest steht aber, dass es sich um eine Menschen gemachte Katastrophe handelt. Überdüngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werden ebenso genannt wie illegale Abfallentsorgung der Schwerindustrie nahe der indischen Grenze. Andere Experten nennen das Auswaschen von arsenhaltigen Gesteinsverbindungen aus tief liegenden Bodenschichten, auf deren Niveau der Grundwasserspiegel infolge des wachsenden Wasserkonsums abgesunken ist.
Ein weiteres Problem mit nicht nur ökologischer, sondern auch außenpolitischer Dimension ist der Farakka-Staudamm. Der 1974 fertig gestellte Damm liegt im indischen Westbengalen nur 18 km von der Grenze zu Bangladesh entfernt. Seit seiner Inbetriebnahme führte der Baral, ein Seitenarm des Ganges, in der Trockenzeit acht- bis elfmal weniger Wasser als zuvor. In der Folge traten im Südwesten von Bangladesh regelmäßig Dürren auf, die Böden versalzten und die Fischbestände gingen zurück. In den Sunderbans wurde die Vegetation unwiderruflich geschädigt, und zwei Süßwasserfischarten des Deltas sind ausgestorben, weitere 20 gelten als bedroht. Zwar regelt ein im Dezember 1996 geschlossenes Abkommen zwischen Indien und Bangladesh die gemeinsame Nutzung des Farraka-Staudamms, doch ob diese Lösung von langer Dauer ist, bleibt abzuwarten.
Weit über den lokalen oder regionalen Rahmen hinaus reichen die Folgen des globalen Klimawandels, von dem Bangladesh in besonderem Maße bedroht ist. Für ein Land, dessen Fläche zu einem Großteil nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt, kann schon der Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter, wie vom Intergovernmental Panel on Climate Change für das Jahr 2100 prognostiziert, "Land unter" in den ausgedehnten Flussniederungen bedeuten. Bereits heute wird hinter den wachsenden Sturmflutschäden durch Wirbelstürme der Treibhauseffekt vermutet.(Eric Töpfer,Oktober 2000).
Last modified June 23, 2006